Orgel von Peter Henrich Varenholt (Bielefeld), 1701.
Umgebaut durch Christian Roetzel (Alpe), 1814/17, und Paul Ott (Göttingen), 1953.
I. HAUPTWERK (C–f³)
Quintade 16'
Principal 8'
Gedackt 8'
Oktave 4'
Gemshorn 4'
Nasat 2 2/3'
Oktave 2'
Waldflöte 2'
Terz 1 3/5'
Oktave 1'
Mixtur 4f.
Dulcian 16'
Trompete 8'
II. MANUAL (C–f³)
War 1953 für einen weiteren Ausbau vorgesehen und ist nicht besetzt.
PEDAL (C–f¹)
Subbass 16'
Pedalkoppel
Mechanische Schleiflade.
Der Aachener Dombaumeister Joseph Buchkremer lieferte die Pläne für die imposante neugotische Kirche in Kirchhundem, die 1915–17 an den mit Turm und zwei Westjochen erhaltenen Vorgängerbau
angebaut wurde. Diese alte romanische Kirche kann bereits eine lange Orgeltradition aufweisen. Aus einem Tagebucheintrag des Landdrosten zu Bilstein Caspar von Fürstenberg vom 1. Januar 1599
erfahren wir, dass die Pfarrkirche zu Kirchhundem ein kleines Positiv erhielt. Der Erbauer war vielleicht der aus Bremen stammende Marten de Mare, der mit der Familie von Fürstenberg in
Verbindung stand und sich in dieser Zeit in Westfalen aufhielt und z. B. auch eine Orgel für die Burg Schnellenberg bei Attendorn baute.
In den Jahren 1662–65 wurde dann eine zweite Orgel für die Kirchhundemer Kirche angeschafft. Die bis heute bestehende Barockorgel geht auf ein Werk des Bielefelder Orgelbauers Peter Henrich
Varenholt zurück, dessen Weihe am 2. Januar 1702 stattfand. Wie eine Analyse des heute noch vorhandenen Pfeifenwerks zeigt, griff Varenholt bei seinem Orgelbau aber auch in größerem Maße auf
älteres Material – vermutlich aus der Vorgängerorgel – zurück. Nur wenige Jahre später führte Varenholt mit seinem Vetter Johann Adam Reinking eine „renovatione und zwey neue Register“
aus.
1814 nahm der Orgelbauer Christian Roetzel einen umfangreicheren Umbau der Orgel vor, bei dem auch die alte Springlade durch eine neue Schleiflade mit dem damals modernen Manualumfang bis f³
ersetzt wurde.
Nach dem Anbau der neugotischen Kirche wurde die Barockorgel zunächst noch verwendet. Als aber auf der Empore in der neuen Kirche 1940 eine neue große Orgel errichtet wurde (siehe unten),
wurde die alte Orgel nicht mehr genutzt. Zu einer Anbindung der alten Orgel als Fernwerk an die neue Orgel, wo das dritte Manual dafür bereits vorgesehen war, kam es in den Zeiten des Zweiten
Weltkrieges nicht mehr. Vielmehr wurde der Orgelforscher und Sachverständige Rudolf Reuter in den 1950er Jahren auf die barocke Orgel aufmerksam und ließ sie nach damaligen neobarocken Maßstäben
durch die Orgelbauwerkstatt Paul Ott (Göttingen) restaurieren. Dabei wurde die Spielanlage von der Seite in die Front verlegt und ein zweites Manual für den späteren Einbau eines Positivwerkes
hinzugefügt. 1980/81 erfolgt eine Instandsetzung durch die Firma Ott.
Die Kirchhundemer Varenholt-Orgel gehört zu den wertvollsten und ältesten erhaltenen Orgelbauzeugnissen des Kreises Olpe. Eine fachgerechte Restaurierung nach heutigen denkmalpflegerischen
Maßstäben steht jedoch noch aus, womit ein Rückbau der Renovierungsmaßnahmen der 1950er Jahre verbunden wäre, um eine Annährung an den barocken Zustand des Instrumentes zu erreichen.
Quelle: Dr. Gabriel Isenberg: Orgeln im Kreis Olpe, 1. Auflage, Juni 2018
Orgel von der Fa. Anton Feith (Paderborn), 1940.
I. MANUAL (C–g³)
Bordun 16'
Prinzipal 8'
Spitzgamba 8'
Dulcflöte 8'
Gedacktpommer 8'
Octav 4'
Querflöte 4'
Quinte 2 2/3'
Super Octav 2'
Cornett 3-4f.
Mixtur 5-6f.
Trompete 8'
Koppel II-I
Subkoppel II-I
Superkoppel II-I
II. MANUAL (C–g³)
Quintade 16'
Hornprincipal 8'
Doppelflöte 8'
Zartgeige 8'
Schwebung 8'
Ital. Prinzipal 4'
Gemshorn 4'
Nachthorn 2'
Superquinte 1 1/3'
Rauschpfeife 2f.
Terzcymbel 3f.
Krummhorn 8'
Tremulant
Superkoppel II
III. MANUAL (C–g³)
Für die seinerzeit geplante, aber nicht realisierte Anbindung der Barockorgel als Echowerk sind eine dritte Manualklaviatur sowie 13 Registerwippen und die Koppelschalter bereits vorhanden.
PEDAL (C–f¹)
Principalbass 16'
Subbass 16'
Zartbass 16' [Windabschw.]
Octavbass 8'
Gedecktbass 8'
Choralbass 4'
Hintersatz 4f.
Posaune 16'
Koppel I-P
Koppel II-P
Superkoppel I-P
Zwei freie Kombinationen, zwei Pedalumschaltungen, Registercrescendo, Tutti, Einzelabsteller.
Elektropneumatische Kegellade.
Auch die große Orgel von 1940 aus der Firma Anton Feith in Paderborn auf der Empore der neugotischen Kirche ist inzwischen als historisches Instrument Zeugnis des Orgelbaus zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Der Wert des Instruments ist insofern auch als besonders hoch einzuschätzen, als das Instrument völlig unverändert bis heute Bestand hat; 2001 fand lediglich eine Überholung durch die Fa. Johannes Klais (Bonn) statt. Die Disposition zeigt den zeittypischen Versuch einer Synthese spätromantischer Grundtönigkeit und orgelbewegter Rückbesinnung auf barocke Dispositionsprinzipien.
Quelle: Dr. Gabriel Isenberg: Orgeln im Kreis Olpe, 1. Auflage, Juni 2018
D-57399 Kirchhundem, Hundemstraße 47
Letzte Änderung: 02.09.2020